Mehr als nur ein Achtungserfolg der „Ersten“ am 2. Spieltag

Am 2. Spieltag der Bezirksliga musste die „Erste“ dieses Mal auswärts fast an die holländische Grenze reisen, nämlich zu Turm Kleve II. Das am Ende des 6-stündigen Spieltages die Schiefbahner nur mit einem 4-4 nach Hause reisen mussten, hatte sicherlich auch ein bisschen mit Pech zu tun. Die Heimmannschaft, welche mit drei starken holländischen Spielern gespickt war, hatte sich viel vorgenommen, wollte die Heimtruppe doch mit aller Macht die Niederlage vom 1. Spieltag im heimischen Spiellokal wieder wettmachen.

Da beide Mannschaften in ihrer Bestbesetzung gegeneinander antraten, konnte man sich zwar auf einen spannenden Spieltag beiderseits einrichten, dass er dann am Ende aber mal so richtig lang und dramatisch werden würde, damit war nun wirklich nicht zu rechnen.

Aber nun der Reihe nach.

Den Reigen eröffnete Ralf Siepen an Brett 6, der seinen Gegner mit der unorthodoxen englischen Verteidigung zum Grübeln brachte. Da sich auf dem Brett relativ wenig „Action“ entwickelte und der Klever Spieler mit den weißen Steinen eher behutsam und vorsichtig agierte, konnte Ralf mehr und mehr das Spiel ausgleichen. Als dann auch die Damen vom Brett verschwanden, nahm Ralf das Remisangebot seines Gegners nach kurzem Zögern an, da ein Weiterspielen auf Gewinn nicht wirklich vielversprechend für den Schiefbahner aussah.

Gero Meller an Brett 7 hatte seinen Gegner mit seiner Eröffnung nicht nur überrascht, sondern auch kräftig am Königsflügel in die Enge getrieben. Der Klever Spieler musste sogar auf die kurze Rochade verzichten, da er seinen König schon bewegt hatte. Nun lag es an Gero einen gewinnbringenden Angriff auf der g- und h – Linie zu initiieren. Dieses Vorhaben stockte jedoch ein wenig, zumal der richtige Zeitpunkt für einen Bauernsturm mit g4/h4 wohl verpasst wurde. Als dann der weiße Läufer auch noch auf dem Randfeld h2 ohne richtige Wirkung geparkt wurde, hatte Weiß seine Angriffskraft verloren. Schließlich musste sich Gero mit einem Remis begnügen, da das Zentrum so geschlossen war, dass auch hier für Weiß kein Durchkommen möglich schien.

Nach den beiden Punkteteilungen zu Beginn machte Fabian Kautny an Brett 8 kurzen Prozess mit seinem jungen Gegner. Ein fulminant vorgetragener Bauernvorstoß auf der a- und b- Linie bis zur 3. Reihe sorgte dafür, dass der gegnerische König, der sehr „offen“ stand, gehörig ins Schwitzen kam. Als dann im Laufe des Spiels Fabian immer mehr Herr der Lage wurde und zahlreiche Felder kontrollierte, machte sein Klever Kontrahent einige Zugfehler, sodass dieser forciert zwei Leichtfiguren und einige Bauern einstellte. Am Ende gewann Fabian die Partie recht deutlich und Schiefbahn führte zwischenzeitlich 2-1.

Marvin Walter an Brett 4 musste sich früh einem Bauernangriff am Damenflügel stellen, da er jedoch genügend Leichtfiguren (u.a. Sa6) zur Unterstützung hatte, konnte er diesen Vormarsch beruhigt abwehren, ja sogar mit c5 einen Gegenangriff starten. Nach Abtausch eines Bauern schien der Angriff von Weiß schon verpufft und Marvin konnte sich nun etwas entspannter den nachfolgenden Zügen widmen. Das er dabei jedoch so viel Zeit verbrauchen würde, sollte ihm später in der Partie zum Verhängnis werden. In absoluter Zeitnot übersah er, dass ein gegnerisches Turmschach durch eine Turmverteidigung ein sicheres Remis erzielt gehabt hätte. Er entschied sich dafür, den eigenen König zu zentralisieren, was ihm einen spielentscheidenden Bauernverlust einbrachte. Das ihm im übernächsten Zug ein weiterer Fehler mit anschließendem Figurenverlust passierte, war wirklich Pech und schade, denn ein Remis wäre im Bereich des Möglichen gewesen.

Auch Frank Nys an Brett 3 hatte in seiner Partie mit Zeitnot zu kämpfen. Obwohl er eigentlich fast die ganze Partie mit den weißen Steinen am Drücker war, unterlag er letztlich nur, weil er den richtigen Moment verpasste, noch aktiver den Gegner mit seinem Bauernsturm auf der f-, g- und h-Linie in die Enge zu treiben. Als der Klever Spieler sich dann im Laufe der Partie einen Freibauern auf der b-Linie erarbeitete, konnte Frank diesen zwar mit seinem König aufhalten, dennoch waren da ja auf beiden Seiten auch noch aktive Türme mit von der Partie. Schlussendlich hätte es für Frank wohl zu einem sicheren Remis gereicht, hätte er einen der beiden Türme getauscht. Da es dazu leider nicht kam, musste Frank dem späteren Druck seines Gegners nachgeben. Was nützt schon das Sprichwort „Hätte-Hätte- Fahrradkette“. Schade nur für Frank und ärgerlich für ihn selbst, denn da war für den „Schalker Jung“ mehr drin gewesen.

Nach dem Zwischenstand von 3-2 für Kleve mussten nun also Viktoria Kühn, Olena Sokalska und Benedikt Brinkmann den „Bock“ noch umstoßen, wollte man Kleve den Sieg nicht schon frühzeitig überlassen. Viktoria machte den Anfang und fegte ihren holländischen Gegner am Spitzenbrett vom Tisch. Nach einer langen geschlossenen Stellung nahm Viktoria mit einem Königsangriff Fahrt auf und schaffte es sogar, die gegnerische Dame zu „verspeisen“. Trotz einer Minderfigur hatte ihre eigene Dame jedoch soviel Macht und Felderkontrolle, sodass ihr holländischer Kontrahent die Segel schlussendlich streichen musste – ein toll herausgespielter Sieg der Schiefbahner Spitzenspielerin. Es stand also nun wieder ausgeglichen im Mannschaftskampf mit 3-3.

Olena an Brett 2 sah sich von Beginn an einem unorthodox spielenden holländischen Spieler gegenüber, der auf die Caro-Kann-Verteidigung von Olena, immer wieder mit neuen kuriosen Zügen antwortete. Das Olena nicht schon frühzeitig daraus Kapital schlagen würde, war zwar überraschend, dennoch muss man dem Klever Spieler zu Gute halten, dass er auch kein Spieler von „Pappe“ war und immer eine gute Fortsetzung in seinem Spiel fand. Es kam, wie es kommen musste und die beiden taktisch geprägten Spieler einigten sich auf ein spätes Remis. Zu diesem Zeitpunkt waren schon mehr als 5 Stunden Spielzeit in Kleve vergangen und beim Stand von 3,5-3,5 war nur noch die Partie an Brett 5 im Gange. Diese Partie hatte es wirklich in sich. Benedikt musste sein ganzes schachliches „Know-how“ auspacken, um dem 3. Holländer im Klever Team die Stirn zu bieten. Dies gelang ihm in vortrefflicher Weise. Jeden Angriff und jede Finte des Niederländers konnte er über fast 6 Stunden (!!!) parieren, ja sogar ein eigenes Gegenspiel mit Gewinnchancen entwickeln. Der Klever Spieler brannte vor Ehrgeiz und hatte ein Remisangebot von Benedikt zu Beginn des Endspiels bereits ausgeschlagen. Das es am Ende jedoch nur zu einem Remis für Benedikt reichte, ist dem Umstand eines langen ermüdenden Kampfes am Brett geschuldet. Im letzten Moment übersah nämlich Benedikt eine Gewinnchance trotz der Zeitnot beider Spieler. Durch einen Qualitätstausch von Turm und Läufer hätte der darauf enteilende weiße Freibauer, der weit am Brettrand zur Umwandlung hätte wandern können, die Partie zu Gunsten von Schiefbahn wohl entschieden. Da war es wieder, dieses allseits bekannte „hätte-hätte“. Sei es drum, ein 4-4 in Kleve ist nicht so schlecht, bedenkt man, dass die Heimmannschaft wohl nur zu Hause in Bestbesetzung in dieser Saison antreten wird. Schade nur, dass es ausgerechnet gegen uns so war… (Verfasser: Ralf Siepen)

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