Starke Ergebnisse bei den Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaften 2025

Traditionell in der Pfingstwoche finden die Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaften statt. Seit einigen Jahren werden dabei alle Meisterschaften zentral an einem Ort ausgetragen und so verschlug es dieses Jahr auch eine kleine Delegation aus Schiefbahn nach Willingen im Sauerland.

Felix hatte sich als NRW-Vizemeister für die geschlossene Meisterschaft der U12 qualifiziert und wurde ebenso von seinen Eltern begleitet wie unser Jungtalent Mark, der im Kika-Turnier auf Punktejagd ging. Linus (ODJM A), der in der U14 die Qualifikation ganz knapp verpasst hatte, Fabian (ODJM B) und Nils (ODJM B) waren mit unserem Trainer Andre nach Willingen gereist, um Spielpraxis und Erfahrungen zu sammeln.

Felix startete in der U12 von Setzlistenplatz 26 unter 66 Teilnehmern. Um das Niveau in dieser Altersklasse zu verdeutlichen sei erwähnt, dass die Spitze über ein Rating jenseits der 2100 verfügt und schon 14 Spieler dieses jungen Alters mehr als 1900 DWZ aufweisen. Felix startete etwas mühsam mit 0,5 aus 2 ins Turnier, was sicherlich auch einer gewissen Nervosität bei seiner ersten Teilnahme an einer Deutschen Einzelmeisterschaft geschuldet war. Anschließend fing er sich jedoch und konnte sich mit drei Siegen aus den nächsten sechs Partien (ohne Niederlage) auf einen Score von +2 vorarbeiten, was vor der Schlussrunde einen Platz unter den Top 20 bedeutete. Leider wurde er dort auf dem falschen Fuß erwischt und musste eine relativ schnelle Niederlage einstecken. Fünf Punkte aus neun Partien bedeuteten am Ende Platz 27, was immer noch ein hervorragendes Ergebnis ist. Schachliche Highlights im Turnier waren für mich Felix‘ sicheres Schwarzremis in Runde 5 und der Sieg in einer harten Kampfpartie in Runde 8, jeweils gegen nominell stärkere Gegner. Neben der tollen Turniererfahrung ergab sich am Ende als Belohnung noch ein kleines DWZ und ein etwas größeres ELO-plus.

Mark hatte die Qualifikation für die U8-Meisterschaft leider knapp verpasst und so versuchte er sich im offenen Kika-Turnier (U9). Diese Meisterschaft wurde, im Unterschied zu den anderen Turnieren, die von Pfingstsonntag bis zum darauffolgenden Samstag über neun Runden im Turnierschach ausgetragen wurden, am Pfingstsonntag und -montag über lediglich 7 Runden im Schnellschach gespielt. Aufgrund seiner DWZ konnte Mark sich berechtigte Hoffnungen auf einen der vorderen Plätze machen, jedoch ist gerade in diesem Alter das Rating oft nur bedingt aussagekräftig. Insgesamt konnte Mark bei zwei Niederlagen fünf seiner Partien gewinnen und belegte damit bei 54 Teilnehmern einen guten 7.Platz (punktgleich mit dem Vierten). Für ihn war das Turnier sicherlich eine wertvolle Erfahrung und mit etwas mehr Ruhe (die mit zunehmendem Alter kommen wird) wird er dieses Ergebnis im nächsten Jahr bestimmt noch toppen können.

Auch bei Linus hatte es für die Qualifikation für die geschlossene U14-Meisterschaft leider nicht ganz gereicht und so nutzte er die Chance, im A-Turnier der offenen U25-Meisterschaft an den Start zu gehen. In der Startrangliste, in der die ersten 27 Spieler ein Rating von über 2000 vorweisen konnten und die von zwei FIDE-Meistern angeführt wurde, fand sich Linus in der unteren Hälfte auf Platz 61 unter 77 Teilnehmern wieder. Nach einer (vermeidbaren) Auftaktniederlage konnte Linus zwei Partien in Serie gewinnen und sich auch in der Folge mit solidem Spiel gegen starke Gegner behaupten, wobei in zwei Partien sogar noch Luft nach oben war. Mit einem starken Schlussspurt konnte er am Ende 5,5 Punkte aus 9 Partien verbuchen, was umso bemerkenswerter ist, da ausnahmslos alle seiner Gegner ein zum Teil deutlich höheres Rating hatten. Am Ende wurde diese Leistung mit einem tollen 15. Platz und satten ELO- und DWZ-Gewinnen von jeweils fast 100 Punkten belohnt. Seine besten Partien spielte Linus in Runde 2, als er seinen Gegner mit einem interessanten positionellen Qualitätsopfer überraschte, in Runde 4, als er einen starken Gegner mit Schwarz positionell überspielte (auch wenn die Partie nach schwächerer Verwertungsphase und zäher Gegenwehr leider unvollendet blieb), sowie in der Schlussrunde, in der er nach guter Eröffnungsvorbereitung früh die Initiative an sich riss und die Partie mit einem präzise geführten Königsangriff krönte.

Fabian hat in der abgelaufenen Mannschaftssaison einen enormen DWZ-Sprung gemacht, was ihm sogar eine Starterlaubnis für das offene U25-A-Turnier eingebracht hätte. Er entschied sich jedoch, wie ursprünglich geplant, im B-Turnier zu starten und zählte hier als Nummer 3 der Setzliste zum Favoritenkreis. Fabian ist bekannt für seine sehr scharfe und oft zweischneidige Partieanlage, was ihm schon einige Siege gegen nominell deutlich stärkere Gegner eingebracht hat. Allerdings ist ein solcher Spielstil, insbesondere gegen gut vorbereitete Gegner, auch immer mit einem gewissen Risiko verbunden. So musste er bei zwei Remisen neben fünf, zum Teil spektakulären Siegen leider auch zwei Niederlagen hinnehmen, was in der Endabrechnung mit 6 aus 9 zu Platz 17 reichte. Ein gutes Ergebnis, auch wenn Fabian sich sicherlich mehr erhofft hatte. Seine schachlich besten Partien hatte Fabian in Runde 3 mit einem flotten Angriffssieg gegen den letztjährigen Gewinner des C-Turniers und in Runde 4 mit einem schön herausgespielten Endspielsieg.

Nils war es im Vorfeld ähnlich wie Fabian ergangen, doch hatte er durch seinen großen DWZ-Sprung keine Wahlmöglichkeit mehr und „musste“ ebenfalls im U25-B-Turnier starten. Als Setzlistenplatz 119 (von 136 Teilnehmern) sah er sich hier bis zu 400 Punkte höher gerateten Gegnern gegenüber. Nach ordentlichem Start mit 2 Remisen und 2 Niederlagen (hier war sogar durchaus noch mehr drin) gegen einen Gegnerschnitt ca. 150 Punkte über seiner eigenen Zahl, ging Nils jedoch leider etwas die Puste aus und er verlor in der Folge zwei klar vorteilhafte Stellungen gegen machbare Gegner. Am Ende erreichte er 3 Remisen und 1,5 Punkte und hat sich damit sicherlich etwas unter Wert verkauft. Aber neun Runden am Stück gegen durchweg gute Gegnerschaft waren eine wichtige Erfahrung, von der Nils in den nächsten Turnieren sicherlich profitieren wird. Seine besten Leistungen zeigte er im Turnier in Runde 1, in der er als klarer Außenseiter in einer komplexen Partie bis ins Endspiel hinein auf Augenhöhe agierte, und in Runde 3, als er nach guter Partieführung in der Verwertungsphase leider einen taktischen Trick übersah, durch den sich der Gegner noch ins Remis retten konnte.

Schachlich war es für Turm Schiefbahn eine alles in allem erfolgreiche Woche und auch ansonsten war Willingen definitiv eine Reise wert. Nachdem das Wetter in der ersten Turnierhälfte noch nicht so richtig mitspielen wollte, konnten wir in den letzten Tagen doch noch ein paar Freizeitaktivitäten unternehmen und die Kinder hatten viel Spaß auf der Sommerrodelbahn, beim Fuß- oder Basketball und beim Minigolf. Auch kulinarisch hat die Willinger City Einiges zu bieten, was wir neben dem obligatorischen Pizzaessen mit einem Besuch eines exzellenten indischen Restaurants am Abschlussabend feststellen konnten.


Im nächsten Jahr sind wir sicher wieder dabei, vielleicht sogar mit einer noch größeren Delegation 😉

(Bericht: Andre Wokrina)

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